Das Mandala als schematisches kreisförmiges Bild, das zur Unterstützung der Meditation verwendet wird, findet sich nicht nur in den Traditionen des Ostens. Obwohl wir wissen, dass Mandalas von buddhistischen Mönchen verwendet werden, ist das Mandala-Motiv in fast allen Kulturen sichtbar. In christlichen Kirchen werden meditative Überlegungen buchstäblich durch das Licht umrahmt, das durch die Buntglasrosetten scheint, die mit Mandalas identisch sind. Die interkulturelle Botschaft des Mandalas liegt in Harmonie und allgemein verstandener Vollkommenheit. Die Arbeit mit einem Mandala muss keine Religion, Philosophie oder Ideologie verbreiten. Es fördert harmonische Schönheit und ständige Arbeit an sich selbst, inspiriert von unermüdlicher Konzentration, ähnlich der, die bei buddhistischen Mönchen beim Erstellen eines Mandalas beobachtet werden kann.
Der Kreis mit dem markierten Mittelpunkt drückt in erster Linie den Mittelpunkt und alles, was damit zusammenhängt, aus. Mit Hilfe des Kreises haben Menschen seit jeher versucht, das Universum auszudrücken und alles Wichtige in ihm einzuschließen. Das Wort Mandala stammt aus der alten Sprache des indischen Subkontinents und bedeutet: Kreis, Umkreis, Scheibe, Ring, Umlaufbahn, Zentrum, heiliger Kreis, geschlossener Teil des Raumes, in dem etwas passiert, alles Runde, alles in bestimmten Grenzen Enthaltene, runde Form, rundes Bild. Das aus dem Sanskrit stammende Wort Mandala wird heute in vielen Sprachen in unveränderter Form als Bezeichnung für ein künstlerisches Motiv in Form eines Kreises verwendet. Die Etymologie des Wortes selbst deutet auf eine Region der Welt hin, in der dieses Motiv besonders geschätzt wurde. Aus diesem Grund ist es notwendig, das Mandala-Motiv in einer östlichen Perspektive kennenzulernen.
Mandala im Buddhismus
Zeichnungen auf einer Kreisfläche sind nicht einer Kultur oder Religion zugeordnet, insbesondere im tibetischen Buddhismus wird jedoch die Rolle des Mandalas stark betont. Die Kultur Tibets war vor der Einführung des Buddhismus aus Indien nur schwach entwickelt. Der Buddhismus hat sich in Tibet sehr gut durchgesetzt, weil er nichts von dem, was er hier vorfand, verdrängte. Der Ursprung des Mandalas aus Tibet liegt bei den dortigen Mönchen, die seit dem 8. Jahrhundert Mandalas in Form von Gemälden, dreidimensionalen Formen, einschließlich architektonischer Strukturen, und aus farbigem Sand, Körnern, Blumen, Glas oder Edelsteinpulver aufgehäuften Bildern herstellen. Traditionelle tibetische Mandalas sind Diagramme auf einer kreisförmigen Fläche mit in sie eingefügten Quadraten. Eine solche Kombination geometrischer Figuren im Buddhismus hat nicht nur eine ästhetische Dimension. Der Kreis als geometrische Figur, die keinen Anfang und kein Ende hat, ist ein Symbol für das Unendliche und Äußere, das Quadrat wiederum symbolisiert die vier Seiten der Welt, es drückt das Menschliche und Irdische aus. All das ist im Mittelpunkt vereint, am Treffpunkt von Vergänglichkeit und Ewigkeit. Traditionell beginnt das Färben der Zeichnung von innen her. Die tibetischen Mandalas sind künstlerisch reichhaltig, werden nach genauen Regeln erschaffen und sind mit der buddhistischen Philosophie verbunden. Zusätzlich zu geometrischen Mustern können sie Bilder einer Gottheit oder von Gottheiten enthalten. Mandalas stellen in dieser Kultur nicht nur statische Formen dar. Mandalas können die Grundlage für Rituale sein. Zu den berühmtesten und spektakulärsten zählt das mehrtägige Aufschütten eines Mandalas mit großem Durchmesser, das anschließend wieder zerstört wird. Es ist erwähnenswert, dass an einer solchen Mandala-Kreation mehrere oder gar ein Dutzend Mönche teilnehmen, was zusätzlich Bewunderung für die harmonische schöpferische Zusammenarbeit der Beteiligten weckt. Der Sinn dieses Zeremoniells ist die Flüchtigkeit des Lebens, das Bewusstsein nicht nur für das Ziel, sondern auch für den Weg und die Achtsamkeit für den gegenwärtigen Moment.
Mandala in der Therapie
Die westliche Welt mit ihrer hoch entwickelten Kultur betrachtet Mandalas rational. Sie schreibt dem Mandala seine Symbolik zu. Carl Gustav Jung, ein Schweizer Psychologe und Psychiater sowie ein vielseitiger Gelehrter, Erforscher von Kulturen und Religionen, erkannte zum ersten Mal das Potenzial für den Einsatz des Mandalas in der Therapie von Patienten. Dieser herausragende Denker des 20. Jahrhunderts übte auch selbst das Zeichnen von Mandalas aus und stellte fest, dass bei ihrem Erstellen innere Inhalte nach außen dringen. Laut Jung, der Mandalas in der westlichen Kultur populär machte, ist dieses Motiv ein symbolischer Ausdruck dessen, was sich im Inneren eines Menschen befindet. Für eine westliche und extrovertierte Gesellschaft, die sich im Konsumismus verirrt hat, sind Mandalas ein kreativer Weg dazu, um wieder Kontakt mit dem aufzunehmen, was das Innere des Menschen ausmacht, was vernachlässigt und unbewusst ist. Aus diesem Grund wird das Erstellen und Analysieren eines Mandalas als Botschaft von mir an mich selbst bezeichnet. Mandalas können ein kreativer Versuch sein, allen Gedanken eine Ordnung zu geben sowie Sinn und einen Bezugspunkt zu verleihen. Die Verwendung des Mandala-Motivs in der westlichen Kultur ist keine blinde Nachahmung östlicher spiritueller Praktiken. Die harmonische Form des Mandalas hat einen natürlichen Charakter und ist dem Menschen nahe, weshalb das Mandala in der Kunsttherapie sowie in der künstlerischen Arbeit mit Kindern, Erwachsenen, Kranken und Gesunden aufgetaucht ist. Die Arbeit mit einer Mandala-Zeichnung eröffnet die Möglichkeit zu technischer Freiheit, zum freien Drehen und Ausmalen des Blatts, ohne dass dabei der Sinn des gesamte Bilds verloren geht. Das Ausmalen von vorgefertigten Mandala-Vorlagen ist auf der ganzen Welt beliebt. In dieser Form muss das Mandala nicht von Grund auf neu erstellt oder analysiert werden, wie das Jung getan hat. Hierbei konzentrieren wir uns vielmehr auf achtsamkeitsbasierte Kunsttherapie, die nicht beurteilt, sondern die Empfindungen und Gedanken akzeptiert, die im Moment der Kreativität fließen. Einerseits handelt es sich um die therapeutische Wirkung der Tätigkeit des Ausmalens, andererseits um ein anmutiges Motiv mit sich wiederholenden Mustern, das Schönheit und Vollkommenheit der Form ausstrahlt. Die wohltuende Wirkung des Umgangs mit dem Mandala wurden in der Therapie von VR TierOne genutzt, die für Patienten mit Depressionen und Angstzuständen, nach einem Herzinfarkt, Schlaganfall und COVID-19, bei denen das Wohlbefinden abnimmt, gedacht ist. In der virtuellen Welt stärken Mandalas mithilfe der Sprache der Form und Farbe das menschliche Innere. Zusammen mit metaphorischen Botschaften helfen sie dabei, die Aufmerksamkeit zu lenken und das eigene Sein im gegenwärtigen Augenblick zu fühlen. Die immersive virtuelle Welt erleichtert die Aufrechterhaltung eines Zustand von Achtsamkeit. Die angewandten Metaphern und Symbole sind mehr als das, worauf ihre einfache Realität verweist. Sie fördern Einsicht, Reflexion und stärken die positive Botschaft des virtuellen Therapeuten. Es wurde festgestellt, dass das Ausmalen von Mandalas dabei hilft, sich zu entspannen, Angstzustände und Verspannungen abzubauen und Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechtzuerhalten.Achtsamkeit wiederum fördert das Wohlbefinden. Die in der Virtuellen Realität erworbene Erfahrung kann durch das traditionelle Ausmalen eines speziell vorbereiteten therapeutischen Malbuchs von VR TierOne fortgesetzt werden. Ein farbiges Mandala kann eine Erinnerung an die durchlebten Momente sein, sozusagen ein Tagebuch der Emotionen und Reflexionen des Patienten im Zusammenhang mit der virtuellen Therapie.
Mandala in der Natur und Kunst
Das Grundmuster des Mandalas liegt in der Natur. Blumen, Spinnennetze, Schneeflocken, die Iris der Augen, Querschnitte von Früchten und Bäumen. In der Kunst können Mandala-Formen in europäischen kirchlichen Buntglasfenstern, indischen Traumfängern, runden Häkel- oder Spitzenservietten, runden Wandteppichen und den bekannten polnischen Lowitscher Scherenschnitten in Form eines Kreises erkannt werden. Ausschneiden, Häkeln und Sticken sind wie das Ausmalen eine Form der Meditation und ein Weg zum Stressabbau. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass das Ausmalen auf Fähigkeiten basiert, die jeder seit seiner Kindheit besitzt. Die anderen müssen erlernt werden. Selbst dann, wenn Sie weder Werkzeuge noch sequenzielle, handwerkliche Bewegungen beherrschen, können Sie Umgang mit fertigen Erzeugnissen von Künstlern haben. Das Mandala-Motiv ist in der Kunsttherapie weit verbreitet, weil die Symmetrie des Mandalas sowohl dem Schöpfer als auch dem Empfänger ästhetisches Vergnügen bereitet.
Mandala in Natur und Kunst beeindruckt durch Symmetrie und kompliziertes Muster.
Das in Natur und Kunst wahrgenommene Mandala-Motiv bringt Harmonie ins menschliche Innere. Eine kreisförmige Ordnung, die durch Wiederholung gekennzeichnet ist, findet sich in den natürlichen Zyklen des Tages und der Jahreszeiten. Ebenso können Sie im Therapiezyklus von VR TierOne Harmonie finden und Ihre lebensspendenden Kräfte stärken. Das Mandala-Motiv kann als die sich in vielen Kulturen wiederholende kompositorische Idee verstanden werden, gemäß der alles Wichtige anhand einer Zeichnung auf einer Kreisfläche vorgestellt werden kann. Dies stellt den Versuch dar, Unendlichkeit in einer endlichen Form einzuschließen. Das Mandala ist ein schönes zeitloses Motiv. Einfach gedacht und mit reichhaltigen Mustern ausgestattet. Die Stärke des Mandala-Motivs ergibt sich aus seiner Allgegenwart im Mikro- und Makrokosmos.