Die Depression ist eine häufige, aber heterogene psychische Störung. Die Symptome einer Depression können typisch sein oder eine larvierte und unspezifische Form annehmen. Bei der professionellen Diagnose einer Depression werden nicht nur die Symptome berücksichtigt, sondern auch die Ergebnisse diagnostischer Tests, der Lebenskontext und die gesundheitlichen Umstände des Patienten, deren Anzeichen denen einer Depression ähneln können. Eine frühzeitige und genaue Diagnose ermöglicht es, das Problem anzugehen und die negativen Auswirkungen einer Depression auf die Gesundheit und das Leben des Patienten zu verringern.
Wann wird eine Depression diagnostiziert?
Eine Depression wird diagnostiziert, wenn Voraussetzungen dafür vorliegen, etwa falls beim Patienten Symptome gemeldet oder beobachtet werden. Die Prävalenz von Depressionen in der Gesamtbevölkerung ist hoch und nimmt bei Vorliegen bestimmter Erkrankungen, zum Beispiel Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall, zu. Daher gibt es für jeden Patienten, der keine Behandlung mit Antidepressiva erhält, Empfehlungen zum Screening auf Depression. Zu diesem Zweck können Hausärzte die Gesundheitsfragebögen (engl. Patient Health Questionnaire) PHQ-2 und PHQ-9 nutzen, die eine Erstdiagnose einer Depression bei Erwachsenen und deren Schweregrad ermöglichen. Da es sich hierbei um einfache Methoden handelt, deren Anwendung nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, können die Fragen aus dem Fragebogen routinemäßig beim Besuch eines Patienten in der Hausarztpraxis gestellt werden. Die Geriatrische Depressionsskala (engl. Geriatric Depression Scale – GDS) dient dem Screening auf Depressionen bei älteren Menschen. Dabei ist zu bedenken, dass es sich bei Skalen und Fragebögen um diagnostische Leitlinien handelt, die für eine vollständige Diagnose durch eine ausführlichere Anamnese ergänzt werden sollten.
Wer diagnostiziert eine Depression?
Eine Depression wird professionell von einer entsprechend qualifizierten Person diagnostiziert. Die Vorschriften im Gesundheitssystem eines bestimmten Landes legen fest, wer die Erkrankung diagnostizieren darf. In Polen kann die Diagnose einer Depression von einem Psychiater oder einem Hausarzt gestellt werden. Ein Psychologe kann durch die Durchführung geeigneter Tests und deren Interpretation bei der Diagnose einer Depression helfen, führt jedoch keine Behandlung durch. Ein Psychotherapeut leitet eine Therapie für Menschen mit Depressionen, kann allerdings keine offizielle Diagnose stellen. Es kommt selten vor, dass eine Person mehrere Fachgebiete im Bereich der psychischen Gesundheit auf sich vereint, aber wenn dies der Fall ist, ist der Umfang ihrer Kompetenzen entsprechend breiter und kann zugleich Diagnose, Behandlung und Psychotherapie umfassen. Das empfohlene Behandlungsmodell beruht auf der Zusammenarbeit zwischen Spezialisten. Obwohl für einen Besuch beim Psychiater keine Überweisung und ein vorheriger Besuch bei einem Hausarzt erforderlich sind, was als eine Erleichterung des Zugangs angesehen werden kann, stellt die Angst der Patientinnen und Patienten vor einer Stigmatisierung mitunter ein Hindernis dar. Ein objektiv bestehendes Hindernis ist zudem die zu geringe Zahl an Psychiatern, die wiederum den Zugang zu deren Leistungen einschränkt. Aus der Aufstellung des vom Obersten Ärzterat geführten Zentralen Ärzteregisters der Republik Polen geht hervor, dass es in Polen 4.600 praktizierende Psychiater gibt (Daten für 2023). Die Ausbildung eines Facharztes ist ein langjähriger Prozess, und die wachsende Patientenzahl stellt das Gesundheitssystem gegenwärtig vor Herausforderungen. Dies ist einer der Gründe, warum die Polnische Gesellschaft für Psychiatrie Hausärzten empfiehlt, Unterstützung bei der Diagnose und Behandlung von Depressionen ihrer Patienten zu leisten. Dies stellt zusätzliche Anforderungen an den Hausarzt, kann jedoch die Wirksamkeit der bisher geleisteten Behandlung verbessern. Es ist wichtig zu wissen, dass Hausärzte leichte bis mittelschwere Depressionen diagnostizieren und behandeln können.
Wann sollte wegen einer Depression ein Psychiater aufgesucht werden?
Bei manchen Situationen ist eine psychiatrische Beratung unumgänglich. Die Unterstützung eines Psychiaters sollte in Anspruch genommen werden, wenn die Hilfe eines Hausarztes nicht ausreicht oder der Hausarzt sich nicht erfahren genug fühlt, um selbst in dieser Angelegenheit tätig zu werden. Gemäß den für Hausärzte gedachten Richtlinien der Polnischen Gesellschaft für Psychiatrie zur Behandlung von Depressionen bei Erwachsenen sollten Patientinnen und Patienten in folgenden Fällen zur Beratung an einen Psychiater überwiesen werden:
- Suizidgefahr (dringende psychiatrische Konsultation),
- bei einer schweren und chronisch verlaufenden Depression,
- bei Arzneimittelresistenzen,
- bei einer Verstärkung der Nebenwirkungen von Antidepressiva,
- bipolare Störung als familiäre Vorbelastung,
- bei Suchtproblemen,
- bei schwangeren Frauen mit einer Depression.
Ein Besuch bei einem Psychiater ist dann erforderlich, wenn die Depression so schwerwiegend ist, dass sie die betreffende Person vorübergehend arbeitsunfähig macht. Bei Vorliegen einer Begründung kann ein Psychiater eine Bescheinigung über eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Depression ausstellen.
Wie läuft die Diagnose einer Depression ab?
Bei Personen mit Verdacht auf eine Depression umfasst die empfohlene Diagnostik eine ausführliche Anamnese und eine funktionelle Beurteilung der Lebens-, Berufs- und Familiensituation. Die erstellte Anamnese betrifft Symptome (Dauer und Schweregrad), gleichzeitig auftretende Krankheiten, gegenwärtig eingenommene Medikamente und andere Substanzen sowie eine mögliche frühere Behandlung. Die Anamnese kann auch ein Gespräch mit der Familie des Patienten umfassen. Die Diagnose einer Depression basiert auf den diagnostischen Kriterien für Depressionen, die in der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellten Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme ICD-10 beschrieben sind, und auf dem von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (APA) erstellten Diagnostischen und statistischen Handbuch psychischer Störungen DSM-5, das diagnostische Kriterien enthält. Fachärzte verwenden Symptomfragebögen, diese sind jedoch lediglich ein Hilfsmittel. Die populäre Beck-Depressionsskala bzw. das Beck-Depressions-Inventar (engl. Beck Depression Inventory) ist eine Art von Leitfaden für den Arzt – das Ergebnis des Selbsteinschätzungstests des Patienten kann eine ausführliche Anamnese allerdings nicht ersetzen. Es gibt keine Labor- oder bildgebenden Untersuchungen, die das Vorliegen einer Depression eindeutig bestätigen können. Der Arzt kann Tests anordnen, da diese ein wichtiger Teil der Differentialdiagnose sind. Anzeichen, die einer Depression zugeschrieben werden, können auch bei anderen gesundheitlichen Problemen auftreten, beispielsweise bei Anämie, Vitaminmangel, Infektions- und Parasitenerkrankungen sowie hormonellen Veränderungen. Zur vollständigen Diagnose einer Depression gehört der Ausschluss anderer möglicher Ursachen – also somatischer und psychischer Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen. Ein Beispiel für eine gewisse diagnostische Schwierigkeit ist die bipolare Störung (engl. bipolar disorder – BD), die manchmal fälschlicherweise als Depression diagnostiziert wird, unter anderem deshalb, weil die manischen Episoden vom Patienten ausgelassen werden und die erkrankte Person erst dann zum Arzt geht, wenn die Symptome einer Depression dominieren. Die Diagnose einer Depression wird auch durch Symptome erschwert, die sich auf subtile Weise manifestieren. Allem Anschein zum Trotz ist die korrekte Diagnose einer Depression also nicht einfach und kann ein Prozess sein, der gleich mehrere Gespräche erfordert. Es lohnt sich, den eigenen Gesundheitszustand im Blick zu haben, aber denken Sie stets daran, dass die Selbstdiagnose eine weitere Konsultation eines Facharztes erfordert und die Symptome nicht unbedingt auf eine psychische Störung hinweisen müssen. Informationen zu den Symptomen einer Depression finden Sie in diesem Artikel.
Was passiert nach der Diagnose einer Depression?
Wird eine Depression diagnostiziert, sollte der Patient über die Diagnose sowie über weitere Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt werden. Bei der Wahl der Therapieoptionen sollten die Präferenzen des Patienten, die Verfügbarkeit und die Sicherheit der Methode berücksichtigt werden. Während der Behandlung ist eine Überwachung des Zustands des Patienten erforderlich. Die Behandlung einer Depression kann eine medikamentöse Therapie und/oder eine Psychotherapie umfassen. Die evidenzbasierte virtuelle Therapie mit dem Medizingerät VR TierOne kann eine alternative Behandlungsmethode darstellen. Zur Beurteilung von Depressionen bei Personen, die an einer Studie zur Wirksamkeit der virtuellen Therapie VR TierOne teilgenommen haben, wurden Messinstrumente wie die Geriatrische Depressionsskala (GDS) und die Krankenhaus-Angst- und Depressionsskala (engl. Hospital Anxiety and Depression Scale – HADS) verwendet. Über die Möglichkeiten zur Messung von Depressionen, aber auch Ängsten und Stress können Sie im VR TierOne-Blog nachlesen. Mehr lesen.